Untreue – Darum gehen so viele Menschen fremd

Darum gehen so viele Menschen fremd

Untreue ist in der monoamoren Beziehung ein Tabu und No-Go. Ob ausgesprochen oder nicht, es scheint klar zu sein, dass die Treue zum Partner immer und in jedem Fall oberste Priorität hat. Und doch: Knapp ein Drittel aller Menschen in Partnerschaften sind nach eigenen Aussagen bereits mindestens einmal fremdgegangen. Frauen dabei häufiger als Männer. Die Zahlen schwanken je nach Studie. Die Gründe fürs Fremdgehen sind vielfältig und haben nicht immer etwas mit Sex zu tun.

Wann beginnt fremdgehen?

Hier scheiden sich die Geister. Für viele Frauen beginnt die Untreue spätestens dann, wenn der Partner mit einer anderen Frau flirtet. Männer sind dort etwas entspannter und sehen häufig sogar das Knutschen mit einem anderen noch nicht als Untreue, sondern mehr als Mittel zum „Anheizen“ an. Erst mit „richtigem“ Sex beginnt für sie der Seitensprung. So individuell dieses Thema und die Antwort auf die Frage: Wann ist es Sex? ist, wenn es zur Penetration kommt, sind sich alle einig. Das ist Fremdgehen, ganz eindeutig.

Die häufigsten Gründe fürs Fremdgehen

Auch um die Gründe fürs Fremdgehen zu ermitteln, helfen Studien weiter. Laut einer Umfrage aus Amerika gibt es acht Hauptgründe, warum Menschen einen Seitensprung wagen oder eine Affäre eingehen. Diese Gründe sind Wut auf den Partner, zum Beispiel, weil der ebenfalls fremdgegangen ist, fehlende Wertschätzung, Zweifel an der eigenen Liebe zum Partner, unklare Beziehungsverhältnisse, Langeweile, das Gefühl, abgelehnt zu werden und schließlich sexuelles Verlangen und Luft auf Neues.
Bemerkenswert dabei ist, dass Lust auf Sex nur einer von mehreren Beweggründen für den Seitensprung ist. Viele Menschen, die fremd gehen, sind sich dessen allerdings gar nicht bewusst. Erklärungen wie „Es ist einfach passiert.“ kratzen dabei nicht einmal an der Oberfläche der möglichen Motivation fürs Fremdgehen. Auf jeden Fall gilt: Ist der Sex in der Beziehung langweilig oder werden die eigenen Wünsche über längere Zeit nicht erfüllt, erhöht das, in Kombination mit einem der anderen Gründe fürs Fremdgehen die Wahrscheinlichkeit, dass man selbst oder eben der Partner fremdgeht.

Frauen gehen häufiger fremd als Männer

In der Tendenz gehen Frauen heute sogar häufiger fremd als Männer – so jedenfalls die Ergebnisse aus verschiedenen Studien und Befragungen. Vermutet wird allerdings, dass vor allem der Anteil der Frauen steigt, die zu ihrem Seitensprung stehen und Untreue zugeben. Interessant ist dabei auch die Altersverteilung. Frauen Mitte 30 sind besonders häufig auf Abwegen (39 %), bei Männern in der gleichen Altersklasse liegt der Anteil nur bei 25 %. Den Hochpunkt haben Männer, wenn sie die 60 überschritten haben. Dann steigt der Anteil der Fremdgeher auf 33 %, die Frauen stehen dem nur wenig nach (30 %).

Langzeitstudie aus Deutschland

Zwei deutsche Soziologinnen sind der Frage auf den Grund gegangen, wie Untreue und Zufriedenheit in der Beziehung zusammenhängen. Sie befragen seit 2008 einmal jährlich fast 14.000 Menschen zu verschiedenen Partnerschaftsthemen und zum Fremdgehen. Lediglich 5 % der Teilnehmenden gaben zu, dass sie dem Partner bereits untreu waren. Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass Unzufriedenheit in der Beziehung zwar eine Rolle beim Fremdgehen spielt, aber nicht als alleiniger Grund ausreicht. Gibt es in der Partnerschaft allerdings häufig Konflikte oder stellt einer der Partner die ganze Beziehung in Frage, ist der Weg zum Seitensprung nicht mehr weit.

Beichten oder das Geheimnis wahren?

Sag ich’s oder sag ich’s nicht? Diese Frage stellt sich wohl jeder nach dem Seitensprung. Die Antwort ist nicht eindeutig zu geben, es gibt hier deutlich mehr Schattierungen oder Schwarz oder Weiß. Entscheidend dafür, wie sinnvoll es ist, den Seitensprung zu beichten, ist die vermutliche Reaktion des Partners, aber auch die eigene Haltung. Wem vorwiegend wichtig ist, dass die Beziehung nicht zu Ende geht, ist möglicherweise sogar besser beraten, wenn das Fremdgehen ein Geheimnis bleibt. Wer sich selbst weiterentwickeln will und sich dies auch für die Beziehung an sich wünscht, der hat eventuell mit der Beichte der Untreue eine Tür geöffnet, die große Chancen bietet, dass die Liebe und die Verbindung untereinander im Laufe der Zeit noch wächst.

Der Seitensprung: Beziehungskiller oder Chance?

Untreue gilt für viele Menschen in Beziehungen als der ultimative Vertrauensbruch. Wir fühlen uns betrogen und im Stich gelassen und in vielen Fällen bedeutet ein gebeichteter Seitensprung oder eine Affäre das Aus für die Beziehung. Doch es geht auch anders: Sieht man die Untreue als das was es ist, nämlich ein Indiz für die Gefühlslage des Fremdgehers, können beide Partner daraus wichtige Erkenntnisse gewinnen. Fließen die wiederum in die Beziehung mit ein, kann das Zusammensein schöner und näher als je zuvor werden. Das ist nicht leicht. Doch meist lohnt sich dieser Weg – am besten mit Unterstützung durch einen Paartherapeuten, der Strategien und Wege an die Hand gibt und in schwierigen Phasen der Therapie als Berater und Übersetzer zur Verfügung stehen kann.